Gruppe oder Team – was sind die Unterschiede?

Gruppendynamik | 0 Kommentare

Die Begriffe Gruppe und Team werden in der Arbeitswelt oft synonym verwendet. Jedoch gibt es deutliche und für die Zusammenarbeit relevante Unterschiede. Nachfolgend habe ich für dich Definition, Merkmale und Kriterien einmal etwas näher beleuchtet.

Grundform des sozialen Miteinanders

Die Autoren Oliver König und Karl Schattenhofer beschreiben in ihrem Buch „Einführung in die Gruppendynamik“ die Gruppe als Grundform des sozialen Lebens. Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens als Mitglieder in verschiedenen Gruppenformen wie z.B. Familien, Freundeskreisen, Vereinen, Mannschaften, Arbeits- oder Projektgruppen. In Abgrenzung zu einer rein zufälligen Ansammlung von Individuen haben Gruppen besondere Merkmale.

Merkmale einer Gruppe

Eine Gruppe hat mindestens 3 Mitglieder sowie ein gemeinsames Interesse, Merkmal oder Aufgabe, die sie miteinander verbindet. Die Mitglieder bleiben über einen längeren Zeitraum zusammen und verfügen über die Möglichkeit, direkt miteinander zu kommunizieren.

Mit der Zeit entwickelt sich ein Gefühl der Gruppenzugehörigkeit und des Gruppenzusammenhalts. Es bilden sich gemeinsame Normen und Werte, die die Gruppe erkennbar nach außen abgrenzt.

Gruppenmitglieder nehmen innerhalb der Gruppe unterschiedliche, auf den Gruppenzweck gerichtete Rollen ein. Sie übernehmen Funktionen und Aufgaben, um einen Beitrag zu leisten. Die Gesamtleistung der Gruppe ergibt sich aus der Summe aller Einzelleistungen.

Was ist ein Team?

Ein Team ist eine Sonderform der Gruppe. Der entscheidende Unterschied ist, dass Teammitglieder ein gemeinsames Ziel verfolgen und dieses nur gemeinsam erreichen können. Jedes Teammitglied trägt mit besonderen Fähigkeiten und Wissen in einer bestimmten Disziplin zum Erreichen des Ziels bei.

Dabei sind die Mitglieder bei der Erfüllung ihrer Aufgaben voneinander abhängig und können diese nicht ohne die anderen fertigstellen. Diese Abhängigkeiten erfordern wesentlich mehr Interaktion und Austausch als in einer reinen Gruppe. Wenn das Ziel erreicht ist, löst sich das Team auf oder sucht sich ein neues Ziel.

Ein gutes Beispiel ist ein Orchester oder eine Band, bei dem die musikalische Darbietung erst im Zusammenspiel der einzelnen Mitglieder mit ihren Instrumenten zustande kommt. Oder die Fußballmannschaft, die nur gewinnen kann, wenn jeder Spieler seine Rolle auf dem Feld einnimmt und ausfüllen kann.

Die Leistung des einzelnen hat dabei unmittelbare Auswirkung auf den Teamerfolg. Man gewinnt zusammen, und man verliert auch zusammen. Die Gesamtleistung des Teams ist größer als die Summe der Einzelleistungen. Manchmal aber auch kleiner.

Vielfalt und Rollenklarheit

Damit ein Orchester gut performen kann, braucht es den perfekten Mix an Instrumenten und Musiker, die genau wissen, wann ihr Einsatz ist. Denn erst in ausreichender Anzahl und im „richtigen“ Zusammenspiel wird das Ergebnis so richtig gut. Was hier „richtig gut“ bedeutet, muss auch gemeinsam geklärt werden und hängt maßgeblich vom vereinbarten Team-Ziel ab.

Eine hohe Heterogenität im Bereich Kompetenzen und Fähigkeiten erhöht die Leistungsfähigkeit eines Teams. Diversität hinsichtlich Alter, Geschlecht und Herkunft kann dabei unterstützen, die Innovationsfähigkeit eines Teams zu steigern und Gruppendenken zu vermeiden.

Mit der Vielfalt an Meinungen, Kenntnissen, Erfahrungen und Voraussetzungen steigt aber auch das Konfliktpotenzial im Team. Es braucht Klarheit darüber, wer welche Rolle einnimmt und wie diese mit Blick auf das gesamte Team und das gemeinsame Ziel idealerweise auszufüllen ist. Ohne transparente und kontinuierliche Kommunikation funktioniert das nicht.

Warum die Unterscheidung wichtig ist

Die Einordnung in die Kategorie Team oder Gruppe ist wichtig, um den Rahmen der möglichen und notwendigen Zusammenarbeit zu definieren.

Häufig existieren Mischformen oder Vorstufen von Teams. Manchmal ändern sich die Herausforderungen, sodass einfach mehr Teamarbeit erforderlich wird.

In vielen traditionellen Unternehmen gibt es zum Beispiel auf Abteilungsebene selbsternannte Teams, die eigentlich gar keine sind. Hier arbeiten Arbeitsgruppen mit homogenen Mitgliedern, die alle ähnliche Fähigkeiten und eher Routine-Aufgaben haben. Diese können sie meist völlig unabhängig von ihren Kollegen einfach abarbeiten. Solche Arbeitsgruppen findet man in z.B. im Service oder auch in der Verwaltung.

Oft kommt es aber vor, dass Mitglieder einer Gruppe mit Personen aus anderen Abteilungen in einem Projekt für einen begrenzten Zeitraum interdisziplinäre Teams bilden müssen. Die Personen kennen sich noch nicht so gut und das notwendige Vertrauen fehlt. Innerhalb kürzester Zeit soll ein arbeitsfähiges Team entstehen.

Dann ist es sinnvoll, sich vorab gemeinsam ausführlich über Sinn und Zweck des Projektes, das Ziel, über Rollen, Aufgaben und Regeln hinsichtlich der gemeinsamen Zusammenarbeit auszutauschen. Wer übernimmt die Führung? Wer hat das letzte Wort? Die Projektleitung? Die Experten? Der oder die Kostenstellenverantwortliche?

Die Zusammenarbeit in einem Team ist aufgrund der Abhängigkeiten und Wechselwirkungen viel komplexer als in der heimischen Arbeitsgruppe. Leider erlebe ich oft, dass dieser wichtige Einstieg zum Start der Teambildung fehlt. Und dann wundert man sich, dass das Projekt nicht gut läuft.

Unterschiede in der Führung

In einer Gruppe orientieren sich Mitglieder überwiegend direkt an der Führungskraft, die jeweils im 1:1 Gespräch Aufgaben verteilt und individuelle Ziele vereinbart. Zusammenarbeit findet in der Gruppe eher informell oder auf übergeordneter Ebene statt.

In einem Team müssen sich Mitarbeiter permanent an den anderen Teammitgliedern orientieren und ihre Aufgaben und die Zusammenarbeit gemeinsam organisieren.

Auch der Handlungsspielraum des Teams ist verhandelbar. Wie werden Entscheidungen getroffen? Was muss mit der Führungskraft abgestimmt werden?

Es gibt selbstorganisierte Teams, bei denen die Führungskraft nur wenig eingreift und sich überwiegend raushält. In anderen Fällen, zum Beispiel in kleinen Teams, ist sie wie ein Kollege sehr stark in die Teamarbeit eingebunden.

Was du jetzt tun kannst

Wenn du etwas an der Zusammenarbeit in deinem Team ändern möchtest, stell zunächst einmal die Kriterien und Merkmale für Gruppen und Teams gegenüber und ordne jeweils ein, was in welcher Ausprägung auf euch zutrifft.

Seid ihr eher eine Gruppe von Einzelkämpfern? Oder gibt es bereits viel Interaktion und gemeinsame Projektarbeit? Wie wichtig sind interdisziplinäre und co-kreative Zusammenarbeit zum Erreichen eurer Ziele? Gibt es bereits ein Team-Ziel, oder nur Ziele auf Individual-Ebene?

Nach dieser ersten Analyse fällt es dir wesentlich leichter, wirklich notwendige Entwicklungsschritte zu definieren und die richtigen Maßnahmen einzuleiten.

Über die Autorin

Eike ist selbstständige Beraterin und Gründerin von Du & dein Team.

Sie unterstützt Team- und Projektleitende dabei, die Zusammenarbeit in ihren Teams so zu gestalten, dass sie künftig mit weniger Aufwand bessere Ergebnisse erzielen können.

In ihrer Freizeit trifft man sie draußen in der Natur oder beim Sport – am liebsten in geselliger Runde mit Gleichgesinnten.

Mehr erfahren

Das könnte dich auch interessieren:

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hallo, ich bin Eike

Ich bin selbstständige Beraterin und Gründerin von Du & dein Team.

Auf diesem Blog teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen rund um die Themen Teamentwicklung, virtuelle Zusammenarbeit, Gruppendynamik und Mindset.